1. Der Körper ist eine funktionelle Einheit:
Die Osteopathie vertritt eine holistische Sicht des menschlichen Körpers. Alle Strukturen und alle Funktionen sind untrennbar miteinander verbunden, der Körper bildet eine Einheit.
Darüber hinaus bezieht die Osteopathie in diese Einheit – neben Bewegungsapparat und inneren Organen – auch die Psyche mit ein. Dies folgt aus der Erkenntnis, dass eine akute Krankheit ihren Ursprung in einem völlig anderen Teil der körperlichen Einheit haben kann.
Eine schmerzende Schulter kann auch eine psychische Ursache haben und beispielsweise durch Stress ausgelöst werden.
2. Die Struktur und die Funktion sind gegenseitig und beiderseitig abhängig voneinander:
Die Osteopathie unterscheidet zwischen Körperstrukturen (z. B. Knochen, Muskeln, Organe, Nerven, Körperflüssigkeiten) und Körperfunktionen (Durchblutung, Verdauung etc.).
Struktur und Funktion beeinflussen sich gegenseitig und müssen daher stets gemeinsam betrachtet werden. So kann eine willkürliche Veränderung der Funktion (z. B. durch Fehlbelastung) die Struktur verändern (z. B. Kalkeinlagerungen bilden), während eine Veränderung der Körperstrukturen (z. B. durch einen Unfall) die Funktion beeinträchtigt.
„Die Funktion kreiert die Struktur und die Struktur dirigiert die Funktion.“ (Andrew T. Still)
3. Der Körper besitzt selbstregulierende Mechanismen:
Der Körper hat die natürliche Eigenschaft, sich selbst zu regulieren, zu heilen und gesund zu erhalten. Normalerweise ist ein Mensch in der Lage, störende Einflüsse, etwa Stress, Verletzungen oder Krankheitserreger selbst zu neutralisieren.
Der Körper hat sehr effektive Selbstheilungskräfte: kleine Wunden heilen meist von selbst und auch Fremdkörper, wie Bakterien und Viren werden vom Körper bekämpft.
Die drei Säulen der Osteopathie
In der Osteopathie unterscheidet man drei Systeme:
Das Craniosacrale System
Das Parietale System
Das Viscerale System
Diese sind auf den verschiedensten Ebenen miteinander verknüpft und beeinflussen sich gegenseitig. Somit ist es für den Osteopathen wichtig, die Untersuchung und Behandlung aller drei Systeme zu beherrschen um die Ursache für die Beschwerden des Patienten finden und behandeln zu können.
Craniosacrale Osteopathie
Die Craniosacral-Therapie (übersetzt: „Schädel-Kreuzbein-Therapie“) wurde vom Osteopathen William Garner Sutherland entwickelt (1873-1954).
Die Craniosacral-Therapie beruht unter anderem auf der Annahme, dass sich die rhythmischen Pulsationen der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis), auf die äußeren Gewebe und Knochen übertragen und somit ertasten lassen. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem kraniosakralen Rhythmus.
Bei der Craniosacral-Therapie werden kaum wahrnehmbare Handgriffe im Bereich des Schädels und des Kreuzbeins ausgeführt, der Patient liegt dabei in der Regel in Rückenlage auf der Behandlungsliege. Der Therapeut arbeitet mit seinen Handflächen oder Fingern vorwiegend mit minimalen Zug- oder Druckkräften.
Indikationen für eine craniosacrale Behandlung:
Kinder:
- nach schweren Geburtsverläufen
- Bettnässer
- Wachstumsstörungen
- Zahnfehlstellungen und Fehlbisse
- Polypen
Erwachsene:
- Tinnitus
- Kopfschmerzen / Migräne
- Zustand nach Kopfverletzungen
- Zustand nach Operationen im Kopf – und Kieferbereich
- Unerfüllter Kinderwunsch
- Vegetative Dysregulation
- Wechseljahrbeschwerden
- chronische Rückenschmerzen
Die Parietale Osteopathie
Im Bereich der Parietalen Osteopathie werden die Gelenke, Muskeln, Sehnen, Bänder und Faszien auf Bewegungseinschränkungen untersucht und behandelt. Störungen im Parietalen System können nicht nur die Statik und Mechanik des ganzen Körpers beeinträchtigen, sondern auch über gefäßbedingte und nervale Verbindungen innere Organe in ihrer Funktion einschränken. Die Behandlung erfolgt mittels verschiedenster Techniken wie Mobilisationstechniken, Muskel-Energie-Techniken, Myofaszialen Techniken und Impulstechniken.
Die Chiropraktik ist ein Teilgebiet der parietalen Osteopathie.
Indikationen für eine parietale Behandlung:
- Rückenschmerzen
- Blockaden der Wirbelsäule
- Verspannungen der Muskulatur
- Spannungskopfschmerz
- Bewegungseinschränkungen
- Zustand nach Operationen
- Narbenbehandlung
Viszerale Osteopathie
Im Bereich der Viszeralen Osteopathie werden die inneren Organe sowie ihre umgebenden Strukturen auf Bewegungseinschränkungen hin untersucht und behandelt. Bewegungseinschränkungen im viszeralen System haben nicht nur einen negativen Einfluss auf die Funktionsfähigkeit der inneren Organe, sondern auch, durch mechanische, nervale und gefäßbedingte Verbindungen, auf das craniosakrale und auf das parietale System. Genau wie im parietalen System sind die inneren Organe miteinander durch Bänder verbunden oder an unserem Bewegungsapparat aufgehängt.
Die Bewegung der inneren Organe richtet sich nach der Atembewegung des Zwerchfells. Das Ziel einer visceralen Behandlung ist das Wiederherstellen einer harmonischen Bewegung der Organe.
Indikationen für eine viszerale Behandlung:
- chronische Rückenschmerzen
- Kopfschmerzen
- Verdauungsbeschwerden
- Inkontinenz / häufige Blasenentzündungen
- Zustand nach Operationen / Narbenbehandlung
- Zustand nach Krebserkrankungen
This post is also available in: Englisch